Annotation |
Der unvergessene Kardinal Franz König ist unvergessen. Wer befürchtet haben mochte, mit seinem Tod setze sogleich der Prozess des Vergessens ein, hat sich glücklicher Weise getäuscht. Kein Publikationsplan im Zusammenhang mit seinem 100. Geburtstag bleibt offenbar unrealisiert. Den Anfang machte heuer Annemarie Fenzl mit einer Neuauflage des 2001 von ihr zusammen mit Reginald Földy im Wiener Dom-Verlag herausgegebenen Bandes "Unterwegs mit den Menschen". Er enthält zeitlose Worte des Wiener Kardinals aus Texten der Jahre seit 1995, die alle um große Themen kreisen: Europa, Demokratie, Menschenrechte, Kunst, Kultur, Medizin, Medien, Wirtschaft, Vaticanum II - schon die Aufzählung spiegelt die Spannweite dieses Denkgebildes wider. Dazu kommen Grundfragen der Menschheit: Reue und Umkehr, Sinn des Leidens, Religion als Wesensmerkmal des Menschen und "Wer ist Christus?". Was diesem gehaltvollen Taschenbuchband über schon Bekanntes hinaus noch Gewicht verleiht, ist die Aufnahme der Homilie von Kardinal Schönborn bei der Seelenmesse, wo er seinen Nach-Nachfolger gegen den Vorwurf pastoralferner Diplomatie verteidigte ("Er war zuerst Seelsorger, weil er zuerst ein Menschensorger war") und ein vom Grazer Kirchenrechtler Maximilian Liebmann einfühlsam entworfenes Lebensbild Königs mit Anregungen für ein Weiterforschen. *LitFo* Hubert Feichtlbauer |