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Vom schmerzhaften Weg, sich zum "vollgültigen" Menschen zu entwickeln. (PI) Die erstmals 1981 erschienene Interpretation des Grimmschen Märchens "Das Mädchen ohne Hände" liegt nun nach zahlreichen Auflagen in einer neuen Ausgabe vor. Eine brutale Geschichte, sollte man nach dem ersten Lesen des Märchens meinen, und doch ein Sinnbild dafür, wie sich die Entwicklung hin zu einem "vollgültigen Menschen" (S. 45) vollzieht. Drewermann entscheidet sich bewusst für eine Analyse nach C. G. Jung, dem er bei solchen Märchen den Vorzug gibt, die bereits "im Verlauf der Handlung das Schicksal eines erwachsenen Lebens reflektieren" (S. 8). Um seiner Deutung besser folgen zu können, ist der Märchentext hier abgedruckt. Danach erst beginnt er mit seinen Ausführungen, die ihn in die Welt archaischer Bilder und in die seelischen menschlichen Abgründe führen, und sich dann an der Handlung orientieren. Ein bedächtiger Erzählton begleitet den Blick auf den schmerzvollen Weg des Mädchens hin zur selbständig lebensfähigen und damit liebens- und beziehungsfähigen Frau, ein Weg, den auch der Mann in der Gestalt des Königs gehen muss, was in einer Seitenhandlung angedeutet ist. Schmerz, Einsamkeit und Angst müssen überwunden werden - in den ausgewählten Bildern z.B. von Edvard Munch und Marc Chagall bekommen die Aussagen des Märchens eine zusätzliche bildhafte Dimension, die nicht unbedingt nötig gewesen wäre, aber interessante Bezüge herstellt zu dem, was Drewermann vermitteln will. - Empfehlenswert. *bn* Martina Lainer |
