Annotation |
Anregung für das Stück war die öffentliche Aufregung in Irland nach der Aufdeckung weit verbreiteten Kindesmissbrauchs durch Priester. Das Thema wird auch hierzulande heftig diskutiert, deshalb lässt sich die Handlung gut nach Österreich transferieren. Für eine dramatische Form ist dieses Problem schwer geeignet, daher wurde des auch ursprünglich als Hörspiel konzipiert und gesendet. Aber auch die Bühnenform, 2004 bei den Tiroler Volksschauspielen aufgeführt, kann überzeugen. - Die Handlung zeigt in Form eines Beichtgesprächs und Rückblenden einen Vater, der nach Aufdeckung des Missbrauchs des eigenen Kindes in den Tod gehen will, aber vorher noch im Beichtstuhl auf den inzwischen alten Pater trifft, der ihn seinerzeit missbraucht hat und daher sein Leben zerstört hat. Die Störungen, die ihm als Kind verursacht wurden, haben sich schicksalhaft weiterverpflanzt. Der Vater kann aber, als letztlich noch gute Tat des Paters, dazu gebracht werden, das Kind zu schonen, weil es ja eine Mutter als Stütze hätte, d.h. ein weibliches Element in seinem Leben hätte, das seinerzeit weder der Pater (als Zölibatär) noch der Vater (als in Heimen aufgewachsenes Waisenkind) hatte. - Mitterer ist ein pädagogischer Autor und verfolgt bestimmte Ziele, weshalb er auch zu Vereinfachungen neigt. In diesem Fall greift er den Zölibat an und stellt als alleinige Ursache für Missbrauchsfälle die Kompensation des zölibatären Lebens hin, was angesichts der komplexen psychologischen Ursachen nicht stimmt, allerdings einen wichtigen Aspekt trifft. Sehr gut charakterisiert er die äußeren sozialen Umstände, wie die Methoden der Annäherung, der persönlichen Hintergründe, der Umstände in Heimen, sowie die Vorgangsweise in der Kirche, Missbrauch durch bloße Versetzungen zu bagatellisieren. Das Stück kann als ernst zu nehmender Beitrag zu einem aktuellen Thema anerkannt werden. *LitFo* Jakob Ebner |