Hier bin ich

Foer, Jonathan Safran, 2016
3 Sterne
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Medienart Buch
ISBN 978-3-462-04877-3
Verfasser Foer, Jonathan Safran Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen
Schlagworte Israel, Nahostkonflikt, Familienroman
Verlag Kiepenheuer & Witsch
Ort Köln
Jahr 2016
Umfang 682 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Jonathan Safran Foer
Annotation Der neue Roman von Jonathan Safran Foer Relativ traurig und unheimlich toll

Jacob hat Haus, Job, Familie - und will nun für Israel kämpfen. Jonathan Safran Foers Roman "Hier bin ich" erzählt, wie eine Mittelschichtsidentität so erschüttert wird, dass in den Krieg zu ziehen attraktiv wird.

Es ist der Moment, in dem Jacob Bloch - Anfang 40, Autor fürs Fernsehen, Vater dreier Söhne, wohnhaft in einer guten Wohngegend von Washington, D.C., - sich vor die Frage gestellt sieht, wer er eigentlich ist. Und in diesem Moment sieht er sich nicht mehr als jemand mit einem einigermaßen gelungenen Leben. Sondern er sieht sich in einem leeren Zimmer - Wissenschafts-Podcasts hörend und Sex-SMS an eine Kollegin tippend. Kann das alles sein?

Das Motiv, sich aus Ennui, aus Überdruss am eigenen Leben von Ausnahmesituationen elektrisieren zu lassen, plötzlich die Gewalt, den Einsatz des nackten Lebens attraktiv zu finden, kennt man aus der Dandy-Tradition, eindrücklich zum Beispiel in Christian Krachts Roman "1979", dessen Protagonist sich in sein Schicksal im rotchinesischen Straflager ergibt.

Doch für Jacob, den gebrochenen Held des dritten Romans von Jonathan Safran Foer, ist die Motivation, mit allem zu brechen, ganz konkret. Der Nahe Osten wird in "Hier bin ich" von einem schweren Erdbeben erschüttert, das die prekäre Lage zwischen Israel und seinen Nachbarn endgültig zum Kippen bringt. Die muslimischen Staaten greifen den jüdischen Staat an, und der israelische Ministerpräsident fordert in einer Rede die jüdische Diaspora auf, dem Land im Kampf beizustehen.

In der Nacht nach der Beerdigung seines Großvaters, der in einem galizischen Schtetl aufwuchs, den Nazis entkam und nach Amerika auswanderte, sitzt Jacob mit seinem Cousin Tamir zusammen, dessen Großvater einst nach Israel ging. "Du musst nach Hause", sagt Tamir zu Jacob, und meint den Krieg, um Israel zu verteidigen.

Jacobs Ringen mit seiner jüdischen Identität ist eines der zentralen Themen in diesem Roman. Er ist nicht gläubig, doch er schätzt die Rituale. Mit viel Liebe wird ein Festbüffet beschrieben: "Der Tisch stand voller Essen: alle möglichen Bagels, auch solche aus Pumpernickel, alle möglichen Mini-Bagels, alle möglichen Flagels (...) und 'Salate' - Juden benutzen das Wort Salat für alles, was man nicht in einer Hand halten kann (...) genug Selters, um einen Flugzeugträger flottzumachen, und Traubensaft von Kedem - eine Flüssigkeit, jüdischer noch als jüdisches Blut."

Doch als Jacob der Mutter seiner Söhne, Julia, seinen Entschluss mitteilen möchte, dass er bereit ist, sein Blut für den jüdischen Staat zu vergießen, bereit, nach Israel zu fahren, "um zu helfen" - da antwortet sie "Wie denn? Mit Beiträgen für die Armeezeitung?" und lacht leise, als er vom Kämpfen spricht, und sagt: "Sie brauchen Männer."

Das ist das andere große Thema dieses ausufernden und doch fokussierten Romans: Die Geschichte der Trennung von Jacob und Julia. Man kann in ihr natürlich nach Bezügen zum Ende der Beziehung zwischen dem Autor Jonathan Safran Foer und Nicole Krauss, ebenfalls Schriftstellerin, suchen.

Doch man muss es nicht, denn wie Foer das Auseinanderdriften einer Ehe schildert, die den Belastungen durch Alltagsstress und Unausgesprochenem nicht standhält, darin hallt vieles wider, was so manche Liebende erlebt haben oder fürchten mögen. Es gibt Momente tiefer Rührung - der gescheiterte Versuch, mithilfe einer romantischen Reise die Liebe wieder aufleben zu lassen etwa. Es gibt Situationskomik, Weisheiten, und es gibt tiefe Traurigkeit. Alles ist erloschen. Oder doch nicht? […]

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/hier-bin-ich-von-jonathan-safran-foer-rezension-a-1121158.html
Bemerkung Katalogisat importiert von: Österreichischer Bibliothekenverbund
Exemplare
Ex.nr. Standort
17577 DR, Foe

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