Annotation |
Wortklaubereien eines pensionierten Griechischlehrers. (DR) Die Erlebnisse von Prominenten-Chauffeuren bilden den Anlaß für Sprachhistörchen und Wortklaubereien und -spielereien aller Art. Schon im Titel finden wir das erste Wortspiel: Groß in Fahrt ist auch der Berufsfahrer Franz Groß, einst Fahrer von mehr oder weniger prominenten Politikern, Bischöfen oder anderen "Großkopferten", jetzt Rettungsfahrer. Was er anläßlich der Familienzusammenkünfte zu allen "heiligen Zeiten" (Ostern, Pfingsten, Stefani) über seine Fahrten und "Kunden" erzählt, wird Anlaß für Abschweifungen, Umwege und Abwege des Ich-Erzählers, des Bruders, des einzigen Akademikers der Geschwisterrunde. Dem wird jede Geschichte zum Anlaß, Sprachgeschichte zu betreiben, Sprach- und Gesellschaftskritik zu üben, Worterklärungen abzugeben, manchmal auch besserwisserisch und pedantisch zu belehren (wenngleich der pensionierte Griechischlehrer, um seine einfachen Geschwister nicht zu brüskieren, sogar deren falsche Aussprache eines Fremdwortes übernimmt). So erfahren wir nicht nur über das Gehabe und die Ängste der Chauffierten, sondern auch über vielfältige Arten des Transportes (auch von Leichen). Den einfachen, aber geschickten Rahmen des Romans bildet das Warten der Geschwister auf den "konvertierten", "fahrerflüchtigen" Rettungsfahrer, dazwischen bietet Brandstetter neben einer Unzahl von Histörchen aus verschiedensten Wissensgebieten auch räsonierende, kritische Bemerkungen und eine Vielzahl von Worterklärungen, was den Fluß (oder besser: die Fahrt) der Erzählung manchmal stark bremst und manchmal auch des Guten zuviel ist. - Amüsant, lehrreich, leicht lesbar, intelligent. *bn* Fritz Popp |