Kultiviert sterben : über das Recht auf Sterbehilfe und den Unsinn des natürlichen Todes ; Essay

Schöpf, Alois, 2015
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-99039-050-4
Verfasser Schöpf, Alois Wikipedia
Systematik PI - Philos. Psychol. Pädag. Relig. Lebensweisheiten
Schlagworte Sterben, Tod, Ethik, Sterbehilfe, Essay
Verlag Limbus
Ort Innsbruck
Jahr 2015
Umfang 160 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Alois Schöpf
Annotation Quelle: Pool Feuilleton;
Ein echtes Tabu-Thema erkennt man daran, dass man von allen Seiten zusammengeschissen wird, wenn man es in den Mund nimmt.
Alois Schöpf widmet sich in seinem Essay "Kultiviert sterben" grundsätzlichen Überlegungen zur Sterbehilfe und sticht dabei in ein Wespennest. Auf dem angeblich mit hoch geistigen Köpfen bestückten Forum Alpbach erlebt er sein monochromes Wunder, als er sich in seinem Referat für das Recht auf einen persönlichen Tod ausspricht. Vor allem die Abwehrmaßnahmen der Sterbehilfe-Gegner, die offen zur Schau getragene Unbildung gegenüber Erkenntnissen der Naturwissenschaft und die Verwendung von Argumentationskeulen wie Euthanasie lassen den Autor schier verzweifeln, seine Gedanken vorzutragen.
Wie soll ein Volk, dessen naturwissenschaftliche Bildung aus Universum-Sendungen über die Paarung von Krokodilen zusammengeschustert ist, die Kurve hinkriegen, dass der sogenannte natürliche Tod längst nichts Natürliches mehr hat, wenn der Begriff Natur selbst zu einer Religion geworden ist? Und die diffus-religiösen Argumente lauern an jeder Ecke und wollen ständig in die Verfassung, damit die Diskussion um Sterbehilfe ein für alle Mal erledigt ist.
Alois Schöpf bemängelt vor allem diese typisch österreichische Diskussion, wonach man ein bisschen Sterbehilfe machen könnte, wenn man es mit geschickten Paragraphen begleitet. Bei diesem Thema gibt es nur ja oder nein, meint er, und verweist auf die Niederlande, Belgien und die Schweiz, wo die Dinge beim Namen genannt werden. Letztendlich geht es um ein paar Hundert Willenskundgebungen im Jahr, wo jemand im Vollbesitz seiner Kräfte entscheidet, dass er genug hat, mit Schmerzen und ohne Heilungshoffnung weiterzuleben.
Der Autor vermutet ein gigantisches Geschäft hinter der Verweigerung des selbstbestimmten Todes, eine ganze Medizin-Industrie hängt nämlich am Infusionstropf, mit dem unzählige Leben qualvoll hinausgezögert werden. Und etwas sarkastisch formuliert ist die Kirche deshalb gegen die Sterbehilfe, weil sie darauf aus ist, die Menschen möglichst lange zu quälen. Weil man ihr das Quälen von Minderjährigen unter der Kutte ziemlich abgestellt hat, reißt sie sich jetzt die Sterbenden unter den Nagel, um sie möglichst lang in Abhängigkeit, Furcht und Qual zu halten.
Wie sehr sich der Begriff des Natürlichen verändert hat, zeigt ein Blick auf den Beginn des Lebens, wo für die Betuchten das Befruchten und Hin-und-her-Pflanzen der Föten Gang und Gäbe ist, bis die Wohlstandsfamilie ihr natürliches Kind hat.
Letztlich sind es die konkreten Fälle, die das Thema Sterbehilfe hochkochen lassen. Am Beispiel von Herbert Fux, der in vollem Bewusstsein in die Schweiz gefahren ist, um seinen persönlichen Tod zu finden, werden viele moralisierende Sprüche irrelevant. Zu sehr ist es für die schlichten Gemüter, die aus der Kirche gespeist werden, eine Bedrohung, wenn jemand tatsächlich selbst eine Entscheidung trifft.
Eine Diskussion über Sterbehilfe ist deshalb so schwer zu führen, weil die Leitbilder immer sterben, wenn sie den Akt setzen, und die anderen eher noch höhnisch am Grab über den Verstorbenen herziehen, wenn ruchbar wird, dass er diesen Schritt getan hat.
Alois Schöpfs Gedanken haben kraft ihrer Essay-Bühne das Recht, mit Würde diskutiert zu werden. Ein guter Essay schützt die kontroversen Meinungen vor der gegenseitigen Zerfleischung. - Das Diskussionsmittel Essay gehört in die Verfassung, nicht die Verweigerung der Sterbehilfe!
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
17146 PI, Schö

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben