Der Meister : Roman

Rosendorfer, Herbert, 2011
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Medienart Buch
ISBN 978-3-570-58030-1
Verfasser Rosendorfer, Herbert Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen
Schlagworte Satire, Musikwissenschaft
Verlag Bertelsmann
Ort München
Jahr 2011
Umfang 158 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage Orig.-Ausg., 1. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Herbert Rosendorfer
Annotation Eine gute Schrulle ist zeitlos wie die Kunst, und ein Meister seines Faches kann fließend in den Status eines Volldeppen hinüber gleiten. Wie immer bei Herbert Rosendorfer sitzt das Genie nahe am Wahnsinn, und ein Meister der Kunst ist folglich auch ein Meister der Absurdität. Mitten in einem Zeitloch der Erinnerung treffen sich zwei Freunde in der Madonna-Bar in Venedig und gehen noch einmal bemerkenswerte Szenen ihres Lebens durch. Beide haben einst Musikwissenschaft studiert, das Leben hat mittlerweile das Studium abgeschliffen wie Bachsteine in einem ausgetrockneten Flussbett. Geblieben freilich ist die Erinnerung an eine wunderbare Helene, die alle zu allen Zeiten verhext hat, und der sogenannte Meister, ein quasi überirdischer Musiker. Dieser Meister hat sich auf die theoretische Musik spezialisiert, das heißt, alles ist musikalisch interessant, solange nicht Musik daraus hervorgeht. So sind die Biographien der Komponisten wichtiger als deren Musik, die Instrumentenwahl ist wichtiger als die Aufführung und das wichtigste ist überhaupt das gelungene Zählwerk. So sticht das sogenannte Opus 100 aus allen Kompositionsleistungen hervor und wird nur durch das Opus Tausend übertroffen, das aber selten von einem Komponisten erreicht wird. Aber auch die Vertonung des "Manns ohne Eigenschaften" ist ein durchaus imposantes Vorhaben. Der Meister verdient sich sein Zubrot mit immer absurderen Fachartikeln, und als ihm der Stoff in der echten Musikwelt ausgeht, erfindet er eben eine imaginäre Musikwelt hinzu. Niemanden fällt auf dass ein gewisser Thremo Tofandor offensichtlich ein Komponist ist, aber von niemandem wahr genommen wird. Erst als eine Studentin diesem seltsamen Typen nachspürt, droht die Sache aufzufliegen. Aber in der Wissenschaft ist es durchaus möglich, durch immer skurrilere Artikel das Nichtexistente für real zu erklären. Und so wird auch der erfundene Komponist tatsächlich zu einer Realität, zumal er an realen Südtiroler Orten gesehen worden sein soll. Die beiden Erzähler in der Bar zu Venedig geraten immer heftiger ins Sinnieren, sie stellen die verrücktesten Theorien zur Diskussion und mit der Zeit ist ihnen wohl selbst nicht mehr klar, was Erinnerung, Wissenschaft oder gelungener Witz ist. So gibt es die These von den Dirigierbögen, wonach man anhand der Bewegungen des Dirigenten die Musik hören kann, der Theoretiker Adorno soll seine Minima Moralia aus bloßem Frust über ein schiefes Bild im Hotelzimmer geschrieben haben und auch das Schicksal von Intellektuellen ist meist ungewiss. "Vielleicht hat er sich seinen Tod auch nur eingebildet und ist daran gestorben." (110) Herbert Rosendorfer lässt seine Figuren mit narrativer Eleganz durch die Musikwissenschaft fetzen, die sprengen dabei die Grenzen zwischen kreativem Erfinden und Guttenbergschem Abschreiben, und machen sich so gut wie über jede Richtlinie lustig. Und oft sind es ein paar Silben, die alles erklären. Südtirol beispielsweise ist eine Frage des Kaffees, "Andeitschn odranspresso?" (128) - Vergnüglich hintersinnig. Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: onlineRezensionen (ÖBW)
Exemplare
Ex.nr. Standort
13125 DR, Ros

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