Annotation |
Wie Gehirnwäsche einen Schüler zum Kindersoldaten werden lässt. (DR) Seine Mutter hat ihn "Professor" genannt, weil er immer so gerne - lange bevor er in die Schule kam - in der Bibel gelesen hat. "Lauf Agu, Agu lauf!", geben ihm die Eltern mit auf den Weg, als der Frieden vorbei, der Krieg eingebrochen ist: Die Rebellen nehmen Agu mit, der Kommandant zelebriert den Aufbau von Feindbildern und macht viele Halbwüchsige zu Killern. Wer tötet, hat Recht, so ein Glaubenssatz der metzelnden Rebellen. Diese Ich-Erzählung gibt die Sprachlosigkeit eines Kindersoldaten wieder, zeigt seine kindlich-gläubigen Seiten, skizziert seinen Pragmatismus: Er will überleben, das Töten wird einmal vorbei sein und dann könnte auf diese Hölle doch wieder das Paradies folgen. Sexueller Missbrauch, Überleben innerhalb dubioser Hierarchien und das Töten Wehrloser hämmern stakkatoartig auf die LeserInnen ein: Die Geschichte ist atemlos erzählt und entspricht damit der Gehetztheit des jungen Agu. Der 26-jährige Uzodinma Iweala verfasste diesen Romanerstling mit 23 Jahren, er wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Ein sehr empfehlenswerter Text, auch für Schulbibliotheken: Schauplätze dieser Verwandlung eines "normalen" Jungen in eine Tötungsmaschine sind weltweit bekannt. Am Ende des Romans werden Agu und einige seiner Kollegen gerettet und von einer Therapeutin eingeladen, zu erzählen. Doch wie erzählt man Sprachlosigkeit? *bn* Christina Repolust |