Annotation |
Sprachgewaltiger Roman um die Komplexität menschlichen Verhaltens im Konnex Macht und Abhängigkeit. (DR) In manchen Teilen musste ich dieses Buch zweimal lesen. Zu verwoben sind Stil und Inhalt dieses historisierenden Romans um einen Magnetiseur, der Ende des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland wirkte. Er wird verfolgt und gehetzt, denn er hat die abergläubische Gutgläubigkeit einfacher, leidender Menschen ausgenützt, ihr blindes Vertrauen missbraucht. Mit unglaublicher Kaltblütigkeit, Reaktionsschnelligkeit und Brutalität entkommt er letztendlich seinen Verfolgern und taucht in der relativen Anonymität einer Stadt unter, wo er wieder als Heiler tätig ist. In verschlungener zeitlicher Abfolge formt sich vor dem Leser Vergangenheit und Gegenwart dieses Wunderheilers, Hasardeurs, ja sogar Mörders und seiner ihm verfallenen Patienten. Die tagebuchartigen Reflexionen eines zeitgenössischen Arztes, die zwischen Zweifel, Hingerissenheit und persönlicher Dankbarkeit schwanken, beschäftigen sich mit dem Phänomen, wie ein Mensch Macht über von ihm abhängige Mitmenschen bekommen kann. Wodurch entstehen solche Machtverhältnisse? Sind es psychologische Muster nach denen Opfer und Täter " ineinander klicken"? Sind es übernatürliche Kräfte, die da wirken? Ist es das Böse? Die Neuauflage dieses bereits 1964 (deutsch 1966) erschienenen Buches entspricht dem heutigen Zeitgeist, der hin und her gerissen ist zwischen Wissenschaftsgläubigkeit, Aberglauben und Spiritualität. Ein interessantes, ja faszinierendes Buch, schrecklich, poetisch und philosophisch, das aufzeigt, dass es dieses Ineinanderspiel zwischen denen, die verführen, und denen, die verführt werden, gibt. *bn* Helene Kukelka |