Wozu Religion? : Sinnfindung in Zeiten der Gier nach Macht und Geld. Im Gespräch mit Jürgen Hoeren

Drewermann, Eugen, 2003
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Medienart Buch
ISBN 978-3-451-05380-1
Verfasser Drewermann, Eugen Wikipedia
Systematik PI - Philos. Psychol. Pädag. Relig. Lebensweisheiten
Schlagworte Theologie, Sinnfindung
Verlag Herder
Ort Freiburg
Jahr 2003
Umfang 224 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Eugen Drewermann
Annotation "Ich würde nicht einen Tag wirklich existieren können, ohne dass ich die Zuversicht hätte: Das, was Jesus wollte, geht." (62) Voll geistlicher Leidenschaft wie eh und je, sprachmächtig und luzide vereinfachend, nimmt Drewermann im Gespräch zu grundlegenden Lebens- und Überlebensfragen der Menschheit Stellung. Unter dem Eindruck der BSE-Krise, die im Leiden der Rinder und Schafe den Menschenwahnsinn einer ökonomistischen Gesellschaft offenbarte, und im Kontext seiner umfangreichen Studien im letzten Jahrzehnt, steht das theologische Gespräch mit den Naturwissenschaften im Mittelpunkt. Wir stehen demnach, am Ende einer rationalistisch und anthropozentrisch verengten Sichtweise, neu in der Situation des biblischen Hiob. Neu gilt es zu lernen, dass die kosmische Ordnung der Natur insgesamt (chaotischen) Gesetzmäßigkeiten folgt, denen unsereiner sich einzuordnen hat. "Die Sprache der Natur ist die Sprache der Vernunft - Mathematik, Logik, Kausalsatz." (96) Die bisherige Theologie habe, so Drewermann, versagt, weil sie den biblischen Schöpfungs- und Erlösungsglauben kompatibel machen wollte mit den Denkformen der Vernunft und den evolutiven Prozessen der Natur. Mit Kirkegaard, "mein großer Lehrmeister" (90), gilt es aber den existentiellen Charakter des Glaubens - im Unterschied dazu - herauszustellen: "Die Gottheit Gottes finden wir nicht beim Herumlesen im Buch der Natur... Glauben bedeutet etwas im Subjekt des Menschen fest zu Machendes. Darin muss die Frage der Theologie sich heute erneuern." (90) "Die Bibel spricht niemals über Schöpfung in dem Sinne, den wir theologisch der Sprache von Gott als dem Schöpfer unterlegt haben, als wäre Gott eine Zusatzerklärung für all die Kausalreihen, die wir naturwissenschaftlich hinter einander schalten, um Zusammenhänge der Natur betrachten zu können. Es war ein großer Fehler, dass die Theologen Gott als Ursache zu denken versucht haben, als oberste Ursache." (111) "Die Theologen müssen sich daran allerdings erst gewöhnen. Sie müssen speziell die Ideen von dem Gott, der überall eingegriffen hat, damit dies und das geschehen konnte, die Welt entstehen konnte, der Mensch entstehen konnte, Christus entstehen konnte, ein für allemal hinter sich lassen..." (98) "Recht verstanden, brauchen wir immer mehr Religion, um das immense Wissen um die Natur und unserer Verlorenheit im Weltall bewältigen zu können. Wenn sich Religion so versteht, dann eint sie auch im Menschen das Bewusstsein und das Unbewusste, das Denken und das Fühlen. Religion ist ein Ort der Integration des Menschen mit sich selber, psychisch, und der Menschen untereinander, interkulturell, und des Menschen mit der Natur, ökologisch. Diese drei Integrationsvorgänge zu leisten, darin sehe ich die Hauptaufgabe der Religion." (108) Aus solch religiös motivierter Kraft müssten wir in der allseits so gefährdeten Natur "Heiligtumsräume" schaffen, "Kathedralen der Natur, wo menschliches Nutzdenken einfach keinen Platz hat, wo die Natur sich öffnet für jemanden, der sie erkennen will, der in ihr weise werden will, aber nicht für jemanden, der sie noch besser ausbeuten will. Wenn das die Religion leisten könnte, wäre in meinen Augen eine wunderbare Synthese zwischen Naturwissenschaften und Religion möglich." (100) Die klare zupackende Art von Drewermanns Antworten gibt eine hervorragende Einführung in sein Gesamtwerk und macht seine religiöse Leidenschaft spürbar - gerade auch dort, wo er über seine Biographie und seine Stellung "in und gegen die Kirche" (83) spricht. Die plakative und optionale Redeweise führt notgedrungen auch zu massiven Vereinfachungen. Von den heilsamen, befreienden, differenzierenden Wirkungen des biblischen Gottesglaubens ist (weiterhin) kaum die Rede, Theologie und Theologen werden (weiterhin) fast automatisch negativ konotiert, das leitende Religionsverständnis legt entschieden Wert auf das Gemeinsame in den Weltreligionen (speziell mit Buddhismus und Hinduismus), die Frage nach jenen Unterschieden, die einen fruchtbaren Dialog allererst möglich machen, treten (bisweilen schmerzhaft) zurück. Ein kostbares Zeugnis religiöser Zeitgenossenschaft und geistlicher Leidenschaft, das zweifellos den Finger auf spürbare Wunden kirchlichen Lebens und theologischer Reflexion legt, die in der Tat Kosmologie und Schöpfungsglauben sträflich vernachlässigt haben! *LitFo* Gotthard Fuchs
Bemerkung Katalogisat importiert von: Österreichisches BibliotheksWerk
Exemplare
Ex.nr. Standort
72 PI, Dre

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