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Natur in Veränderung : die Umwelt, der Mensch und das 20. Jahrhundert. (NN) Nach einem solchen Buch habe ich schon lange gesucht. In früheren Diskussionen mit Bekannten war leider immer wieder festzustellen, dass bei Umweltthemen die Emotionen leicht hochgehen. Da ich Dingen gerne auf den Grund gehe, ohne gleich zu bewerten, wurden meine Fragen oftmals bereits als Provokation aufgefasst. Mit dem leidigen Ergebnis, dass ich dann als Bösewicht, der es mit der Umwelt nicht so ernst meint, in die Ecke gestellt wurde. Wer sich also nicht gleich festlegen mag und zur eigenen Urteilsbildung zuerst eher nach Fakten fragt, dem kann ich nur empfehlen, die umfassende Arbeit von John R. McNeill Zeile für Zeile zu lesen. Der Verfasser, Professor für Geschichte, hat mühsam Datenberge zusammengetragen und diese erstaunlich sachlich und ohne Vorverurteilungen dargestellt. Dass er dabei gelegentlich etwas Verzweiflung und auch Sarkasmus durchblicken lässt, ist nur menschlich. Auf vielen Seiten wird beeindruckend herausgearbeitet, dass die Menschen schon lange vor Beginn der breiten Industrialisierungsphase massiv in die Natur eingegriffen haben, meist in dem guten Glauben, dass alles besser werden würde. Und nach Einführung verheißungsvoller Änderungen wurde es ja meistens erst mal besser als vorher. Man denke nur an die Rodungen zur Landgewinnung oder an die Trockenlegung von Sümpfen zur Bekämpfung von Seuchen. Wirklich ganz im Großen hatten die Eingriffe in die Natur erst mit den technischen Möglichkeiten des 20.Jahrhunderts begonnen. Kaum ein zu Umweltveränderungen führendes Thema wurde vom Autor vergessen. Um nur ein paar zu nennen: Künstliche Düngung, Bevölkerungsexplosion, Kriege, Megastädte, Boden-, Gewässer- und Weltraumverschmutzung, Chemische Keule, Saurer Regen, Smog, Küstenveränderungen, Ausbeutung der Bodenschätze, Artenausrottung, Tschernobyl, Gentechnik, Ozonloch, Einflüsse von Idiologien, Politik und Bewegungen auf die Umwelt. So zurückhaltend das Buch geschrieben ist, so zurückhaltend fallen auch Beurteilungen und Ratschläge für künftiges Vorgehen aus. Sieht man mal von vordergründiger ausbeuterischer Raffgier bestimmter Personenkreise ab, so führten viele gut gemeinte Eingriffe in die Natur nach zum Teil spektakulären Anfangserfolgen erst bei zu starken und lang andauernden Einwirkungen oder bei Änderungen der Randbedingungen in eine negative Richtung. Solches aber vorauszusehen, ist wegen der meist unglaublich komplexen Zusammenhänge nur wenigen gegeben. Es ist uns nicht damit geholfen, die Hände dann einfach in den Schoß zu legen oder jede neue Entwicklung abzulehnen. Also kann der Autor dem Normalbürger in Umweltdingen eigentlich nur eine äußerst kritische Aufmerksamkeit ans Herz legen. Und dies vor allem in Bezug auf atomare und gentechnische Wissenschaften. Denn hier könnte es im Vergleich zu früher passieren, dass einmal eingeschlagene Wege endgültig ins Verderben führen, der Mensch wegen mangelnder Voraussicht in Bezug auf die Straßenverhältnisse die Kurve also nicht mehr rechtzeitig bekommt. Bisher sieht es ja noch so aus, als hätte er im letzten Augenblick immer wieder wirksam gegensteuern können. Bleibt zu hoffen, dass künftige Generationen dieses auch so sehen. Die Lektüre dieses Buches führt mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, dass der Leser aufmerksamer als zuvor über seine Umwelt nachdenkt. Die zum Teil haarsträubenden Fakten tun allemal besser ihre Wirkung als alle klugen Belehrungen. Bemerkenswert ist die einwandfreie Übersetzung aus dem Englischen. Im Anhang findet der Leser hilfreiche Anmerkungen sowie die Auflistung von vielen hundert Literaturquellen. - Breiteste Empfehlung. *bn* Frieder Rabus *bn* Frieder Rabus |
